Glarner Biker am Swiss Epic 2020 Graubünden


 

Noch im Sommer 2019 entschieden sich die beiden Glarner RBT-Fridolin-Mitglieder Mäni Berzel und Nicolas Kistler, am diesjährigen Mountainbike-Etappenrennen Swiss Epic in Graubünden teilzunehmen.

 

Beide sind schon seit Kindsbeinen auf dem Rad anzutreffen. Während Mäni bereits früh wettkampfmässig unterwegs war, fuhr Nicolas mehr aus Freude und als ausgleichende Tätigkeit Velo. Ab dem Teenageralter haben beide über viele Jahre beinahe ihre ganze Freizeit dem Unihockey gewidmet. Als Höhepunkt darf erwähnt werden, dass sich Mäni Berzel anlässlich der WM 2012 mit den Besten der Welt messen durfte. Nicht nur, aber auch auf Grund von Verletzungen, wechseln viele von den gelenk- und bänderbelastenden Mannschaftssportarten in den Ausdauersport.

 

Nicolas und Mäni steckten sich ein hohes Ziel: Teilnahme am Swiss Epic. Das zur Epic Series gehörende Mehretappenrennen über total 320 km und 12 000 hm erfordert Ausdauer, Durchhaltewillen und gute Fahrtechnik. Das Rennen wird als Zweierteam bestritten und führte dieses Jahr durch den Kanton Graubünden.

 

Für die Rennwoche mussten beide, welche zu 100 % arbeitstätig sind, eine Ferienwoche eingeben. Die Renntage begannen mit dem Frühstück gar nicht urlaubskonform um 6 Uhr, die Energietanks galt es vor Rennstart ausreichend zu füllen. Die erste Etappe führte die Fahrer von Laax aus steil hinauf in Richtung Glarnerland, über Crap Sogn Gion und Crap Masegn querte man vor dem Vorabmassiv Richtung Segnesebene. Nach einer rasanten Abfahrt bis zum Crestasee unterhalb Flims galt es den finalen Aufstieg zurück zum Ziel in Laax vorbei am Caumasee zu absolvieren. Anfängliche Magenprobleme bei Mäni und der Verlust einer Kontaktlinse bei Nici gegen Ende der Etappe liessen uns im Tagesklassement nach hinten rutschen.

 

Auf der zweiten Etappe von Laax bis nach Arosa führten die ersten der total 75 km nach einer regnerischen Nacht über feuchte Wurzeln auf schmalen Wanderwegen entlang der Rheinschlucht, dem Grand Canyon der Schweiz. Nach einer Schlaufe ins Domleschg und einer welligen Crosscountry-typischen Phase bis nach Chur stand der Schlussaufstieg bevor. Mit 1400 hm am Stück, anfangs auf asphaltierten Strassen bis nach Tschiertschen im Schanfigg, endet der Aufstieg auf einem steilen und blockigen Weg auf der Ochsenalp, leicht oberhalb vom Zielort Arosa. Während man sich unterwegs mit kleinen Häppchen und genügend Flüssigkeit stärkte, durften im Ziel nach getaner Anstrengung die Kohlenhydratspeicher wieder gefüllt werden.

 

Die mittlere Etappe um Arosa war die kürzeste, nicht aber zu unterschätzen, wie man am Vorabend vereinzelt im Hotel vernehmen konnte. Nach dem Aufstieg vorbei am Aroser Bärenland hinauf aufs Hörnli ging es auf die andere Bergseite Richtung Lenzerheide. Im hochalpinen Gelände waren die Trails mit spitzigen Steinen versehen und mitten in steile Bergflanken eingebettet. Defekte gehören da leider dazu, wir blieben zum Glück verschont, konnten aber einem anderen Team fernab der nächsten Technikzone mit einem Ersatzschlauch aushelfen. Die technisch sehr fordernde Etappe kam uns entgegen, mit einem Tagesrang in den Top 50 der Herren und der Annäherung an die Top 100 aller Gestarteten blickten wir voller Motivation und guter Dinge auf die Königsetappe vom Freitag.

 

Mit total 74 km und 2700 km und dem Etappenziel in Davos war die vierte Etappe der Benennung Königsetappe würdig. Es war keineswegs eine Überführungsetappe, mit einer Startschlaufe in Arosa aufwärts auf Singletrails und mit einer Abfahrt auf einem Teil des Hörnlitrails - einem Flowtrail analog dem GLKB-Flowtrail auf der Schwammhöhe - ging es direkt nach dem Start los. Unterhalb des Langwieser Eisenbahnviadukts startete der Aufstieg zum Durannapass hinüber ins Prättigau bei Streckenmitte. Nach einer langen und schnellen Abfahrt hinunter nach Klosters und einer Stärkung an einem der Verpflegungsposten auf der Strecke waren erneut Kletterqualitäten gefragt. Auf dem Wolfgang folgte nur eine kurze Verschnaufpause, statt direkt nach Davos ins Ziel ging es den Flüelapass hinauf. Nach 60 Tageskilometern am vierten Renntag zeigten die beiden Glarner, was mit Kondition und Willenskraft möglich ist. Die Passstrasse nach Tschuggen flogen sie regelrecht hinauf. Den abschliessenden Trail zurück nach Davos legten sie ebenso zügig zurück. Die Krönung folgte beim Betrachten der Ranglisten: bei knapp 30 gestarteten Profiteams belegte man den Tagesrang 39 und im Gesamtklassement war man erstmals in den Top 50.

 

Das grosse Ziel vor Augen, versuchten sie die Schlussetappe vor den Augen vieler Familienangehöriger auch etwas zu geniessen. Das Streckenprofil erlaubte dies aber nur bedingt: nach einem steilen Aufstieg mit langen Abschnitten mit über 15 Steigungsprozenten folgte ein Panoramatrail. Bei Nebel liess sich der atemraubende Ausblick nur erahnen. Auf einer welligen Strecke durchfuhr das Fahrerfeld das Landwassertal von Nord nach Süd, bevor man den allerletzten Aufstieg hoch auf die Ischalp unter die Räder nahm. Die flüssige Schlussabfahrt führte zurück zum Tages- und Rennziel nach Davos. Kurz vor Zieleinfahrt gabs die ersten Regentropfen des ganzen Rennens – der gelösten Stimmung mit Freudenschreien auf den letzten Metern konnten diese Spritzer aber nichts anhaben.

 

Mit knapp 25 h im Sattel erreichte das Team Nici-Mäni unter total 73 Teams, davon knapp 30 Profiteams, in der Kategorie Men den Schlussrang 44. Im Gesamtklassement rangierte man bei 203 Zweierteams auf Platz 96. Gewonnen wurde das Swiss Epic vom Team Scott-Sram mit den Schweizer Fahrern Lars Forster und Olympiasieger und mehrfachem Weltmeister Nino Schurter, die zusammen bereits das Absa Cape Epic im vergangenen Jahr gewonnen hatten, das wohl bekannteste Rennen der Epic Series.

 

Ein herzlicher Dank geht an die Sponsoren, welche uns die Produktion der eigens fürs Swiss Epic erstellten Trikots ermöglichten.

 

Nicolas Kistler, 30.08.2020